An der Kwantlen Polytechnic University werden aktuell über 20.000 Studierende ausgebildet. Am Standort Richmond ist ein Neubau des Fakultätsgebäudes für Gestaltungsdisziplinen wie Mode-, Interieur-, Grafik- und Produktdesign entstanden. Er beherbergt eine Galerie, offene Atelierräume, Computerräume, studentische Lernräume, interdisziplinäre Lehrlabore und Forschungsräume sowie großzügige Ausstellungs- und Präsentationsflächen.

Fast + Epp war bei diesem durch Fördermittel unterstützen Projekt als Fachplaner Tragwerk im Planungsteam. Der Leistungsumfang ist den HOAI-Leistungsphasen 1–9 vergleichbar. Die Erdbebenbemessung bei allen Bauteilen und deren Verbindungen war vom statischen Entwurf bis zur Ausführung an der Baustelle ein wesentlicher Bestandteil des Planungsprozesses.

Projektinformationen

  • StandortRichmond, British Columbia, Kanada
  • AuftraggeberKwantlen Polytechnic University
  • EntwurfKPMB Architects mit Public: Architecture + Communication
  • ZertifizierungLEED Gold
  • Größe6.503 m² BGF
  • Kosten17,3 Mio. EUR netto, Kgr. 300 + 400
  • BearbeiterFast + Epp Kanada, Dr.-Ing. Jochen Stahl

Die Anforderungen an das Tragwerk des fünfgeschossigen Neubaus sind bei diesem Projekt den Anforderungen im Schiffsbau vergleichbar: Das Ergebnis muss leicht und zugleich äußerst stabil sein. Die besondere Herausforderung dabei: Am Standort im Delta des Flusses Fraser ist der Grundwasserspiegel sehr hoch. Der Untergrund ist von geringer Tragfähigkeit; zudem liegt das Baufeld in einem Gebiet höchster seismischer Aktivität.

Die Ingenieure von Fast + Epp haben eine Holz-Skelett-Konstruktion aus Brettschichtholzträgern und Brettschichtholzstützen entwickelt. Die Massivholzkonstruktion im offenen Raster mit hohen Decken sorgt für einen hohen Tageslichteintrag und exzellente Sichtverbindungen nach außen. Die Holz-Beton-Verbunddecken sind für Strahlungsheizung und Strahlungskühlung ausgelegt. Hier sind weitere haustechnische Installationen integriert. Die aussteifenden Betonkerne weisen Sichtbetonqualität auf.

Die Gründung besteht aus einer 60 cm starken, elastisch gebetteten Stahlbeton-Bodenplatte. Zudem sind Rüttelstopfsäulen als Bodenverbesserungsmaßnahme in das wenig tragfähige Erdreich eingebracht. Somit werden die (im Erdbebenfall besonders hohen) Momente aus den Ortbetonkernen, die zur Aussteifung der gesamten Holz-Skelett-Konstruktion herangezogen werden, aufgenommen. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung: Die Gründung erfolgt oberhalb des hohen Grundwasserspiegels. Dadurch sind aufwändige Abdichtungsmaßnahmen nicht erforderlich. Das spart Herstellungskosten.

Die Gebäudehülle bestimmt mit ihren großen Glasflächen die gesamte äußere Erscheinung des Institutsgebäudes. Dank ihrer werden die Lehr- und Arbeitsräume gut belichtet. Zugleich wird durch unterschiedliche optische Eigenschaften des Materials Glas hinsichtlich Reflexion und Transparenz die Blendung reduziert und der sommerliche Wärmeschutz sichergestellt.

Ein mit der Deckenstrahlungsheizung und -kühlung kombiniertes, offenes Wasser-Wasser-Wärmepumpensystem ist mit einem hybriden natürlichen und mechanischen Belüftungssystem mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Luftzufuhr ist durch öffenbare Fenster und Unterflur-Lüftungstechnik in Doppelböden sichergestellt. Auch durch das zentrale Atrium strömt Luft in das Gebäude und die Abluft wieder hinaus.

Der hohe Anspruch des Gebäudes in puncto Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ist durch die LEED-Gold-Zertifizierung dokumentiert.

Bildnachweis: © Andrew Latreille 2018