Das Stadtbild im Süden der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden dominieren Mehrfamilienhäuser unterschiedlicher Größe. Auf diesen städtebaulichen Kontext im Ortsbezirk Mainz-Kostheim reagiert der Neubau der Albert-Schweitzer-Schule: drei zweigeschossige Baukörper, die innen über ein Atrium, außen über einen Laubengang im Obergeschoss miteinander kommunizieren. Die Einfeldsporthalle ist als eigenständiger Baukörper ausgebildet.

Im Erdgeschoss der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen befinden sich Fachklassenräume, Mensa und Gemeinschaftsbereich. Das Obergeschoss beherbergt die Klassenräume. Diese sind – dem Prinzip der Clusterschule entsprechend – um eine Lernmitte herum angeordnet.

Fast + Epp hat die Leistungen der Tragwerksplanung gemäß HOAI erbracht. Zu den Besonderen Leistungen zählt neben der Bauüberwachung der Nachweis der Erdbebensicherung. Im frühen Planungsstadium sind verschiedene Tragwerksvarianten betrachtet worden, insbesondere für das Sporthallendach und die Laubengänge.

Projektinformationen

  • StandortWiesbaden-Mainz-Kostheim
  • AuftraggeberDer Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden
  • EntwurfAFF Architekten
  • Größe6.385 m² BGF
  • Kosten12,6 Mio. EUR netto, Kgr. 300 + 400
  • BearbeiterFast + Epp Deutschland

Das im ersten Bauabschnitt realisierte Schulgebäude ist primär in Stahlbetonbauweise konzipiert. Besonders in den Flurbereichen in Sichtbetonqualität. Der vertikale Lastabtrag erfolgt über Wände und wandartige Träger. Damit der Mehrzweckraum im Erdgeschoss stützenfrei ist, haben die Ingenieure von Fast + Epp einen Vierendeelträger eingebracht – ebenfalls in Sichtbetonqualität. Brettschichtholz-Träger überspannen die großen Lichtöffnungen über den Lernmitten.

Auch im zweiten Bauabschnitt kommt eine Kombination aus Holz- und Massivbauweise zum Einsatz. Für den Nutz- und Technikbereich der Sporthalle eine Stahlbetonkonstruktion, für die Decke über der Halle eine Holzkonstruktion. Brettschichtholz-Binder mit OSB-Beplankung erreichen hier eine Spannweite von über 15 Metern. Im Bereich der Lichtbänder werden die Lasten über Randträger und V-förmige Holzstützen in Stahlbetonwände eingeleitet.

V-förmige Stützen prägen auch das äußere Erscheinungsbild der Schule. Hier war eine gute Detailplanung erforderlich, denn die Stützen-Unterzug-Konstruktion musste thermisch entkoppelt werden. Die Mittel der Wahl: Streifenlager über die Länge des entkoppelten Balkens, bewehrte Punktlager unter den Wandartigen Trägern, Anschluss von Bauteilen mittels Schöck Isokorb®.

Der Entwurf sah ursprünglich vor, die Laubengänge außen mit Holzlamellen zu verkleiden. So sollte eine Pufferzone entstehen und die Verschattung gewährleistet werden. Die Holzlamellen wären jedoch frei der Witterung ausgesetzt. Die Nachteile: ein erheblicher Wartungsaufwand, schlimmstenfalls sogar eine verminderte Tragfähigkeit der Bauteile.

Im Dialog zwischen Fast + Epp und den Architekten ist dann eine neue Idee entstanden. Aus einer Holzkonstruktion wurde ein gewelltes Lochblech. Ein gleichermaßen dauerhaftes wie gestalterisch markantes Element. Seine Wellenform wird am und im Gebäude mehrfach aufgenommen. Etwa an den Betonkanten der auskragenden Laubengänge.

Bildnachweis: Hans-Christian Schink; Tjark Spille